Als Nutztierarche werden Höfe oder Züchter bezeichnet, die mindestens eine alte und gefährdete Nutztierrasse halten und züchten.
Unser Anliegen ist die Erhaltung alter und gefährdeter Nutztierrassen als kulturelles Erbe und als genetische Reserve. Wir züchten unsere Tiere mit dem Bestreben, traditionelle Nutztierrassen nicht als Museums- oder Ausstellungstiere zu erhalten sondern Perspektiven zu entwickeln, um ihnen einen Platz in einer lebendigen Landwirtschaft zurückzugeben.
Dass der sibirische Tiger oder die Gorillas vom Aussterben bedroht sind, weiß sicher jeder von uns! Aber eine rote Liste für Haus- und Nutztiere oder eine Organisation um alte und gefährdete Haustierrassen zu retten? Ja, leider sind sie notwendig! Denn wer kennt sie noch, das Bunte Bentheimer Schwein, das Ramelsloher Huhn oder das Rauhwollige Pommersche Landschaf? In den verschiedenen Regionen Deutschlands wurde, wie auch anderswo auf unserem Erdball, über Jahrhunderte eine Vielzahl unterschiedlicher Nutztierrassen gezüchtet. Diese passten sich hervorragend an ihre Umgebung an, kamen etwa mit besonderen Klimabedingungen oder Besonderheiten "der Scholle" gut zurecht. Mit der zunehmenden Modernisierung der Landwirtschaft nach dem 2. Weltkrieg ging das Interesse an diesen alten Landrassen verloren und verdrängte diese durch den Einsatz gewinnversprechender Hybriden und Hochleistungsrassen.
Heute wissen wir, dass damit ein wichtiges genetisches Potential mit Eigenschaften wie Robustheit, Langlebigkeit, Genügsamkeit, Widerstandsfähigkeit unwiederbringlich verloren ging, bzw. immer noch verloren geht. Zudem sind die alten Rassen, welche über Jahrhunderte unsere Vorfahren begleiteten, ein zu schützendes Kulturgut, vergleichbar mit einem alten Baudenkmal oder Kunstwerken. Als das Problem des Rassesterbens erkannt wurde, war es vielerorts schon zu spät. So gilt z.B. das Deutsche Weideschwein seit einigen Jahren als ausgestorben. Mit unserer Zucht versuchen wir, dieser Tendenz etwas entgegen zu setzen.
Mit der Intensivierung der Tierhaltung in der Landwirtschaft seit den 50er Jahren wurden Tierrassen gezüchtet, die an die industriellen Stallhaltungssysteme angepasst waren und innerhalb kürzester Zeitspannen Höchstleistungen erbringen konnten. Die zunehmende Neuorientierung von Landwirten und Konsumenten zu einer extensiven Form der Tierhaltung lässt das Interesse an den traditionellen Nutztierrassen neu entstehen. Diese besitzen Eigenschaften wie Robustheit, Frohwüchsigkeit und Friedfertigkeit, durch die sie für eine artgerechte Freilandhaltung oft besser geeignet sind als moderne Hybridzüchtungen.
Die Rückkehr zu traditionellen Nutztierrassen bedeutet auch aus kulinarischer Sicht einen Gewinn: Statt des in wenigen Wochen produzierten geschmacksarmen Fleisches aus der konventionellen Tierproduktion wächst das Fleisch der alten Nutztierrassen langsamer und ist damit mit der geeigneten Fütterung und Haltung auch intensiver im Geschmack. So trägt der Genuss vom Fleisch alter Haustierrassen dazu bei, sie auch in Zukunft zu erhalten.
Weitere Infos: www.vieh-ev.de